Indonesien: Wie es wirklich ist, vier Tage lang Orang Utans im Dschungel zu suchen

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Wilde Orang Utans im Dschungel beobachten. Ganz nah dran sein! Nur die wilden Tiere und du. Um dich herum nur das Grün des Dschungels und Rascheln in den  Baumkronen. Eine romantische Vorstellung, nicht wahr? Lasst euch gesagt sein wie es wirklich ist …

Sumatra. Von der blau-bunten Unterwasserwelt um Pulau Weh (🎥 VLOG) in den grünen Dschungel bei Ketambe. Für vier Tage Trekking geht es für uns und die Brüder Chris und Nicky, die wir auf Pulau Weh kennengelernt haben, in den Urwald. Das heißt drei Mal einschlafen mit den Geräuschen des Dschungels im Ohr. Affengebrüll? Moskitosummen? Das Rascheln der Baumwipfel weit über uns? Wir sind gespannt!

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Die Crew für die nächsten vier Tage (v.l.n.r.): Die Brüder Chris und Nicky, unser Guide Abdul (neben Anke), sein Assistent Jeff und wir beide

 


ICH PACKE MEINEN RUCKSACK UND NEHME MIT …


… nicht viel, schließlich werden wir vier Tage unterwegs sein und unser Gepäck mit uns tragen. Vier Tage …. Vier Oberteile? Vier Schlüppis? Wechselhose? Eigentlich bräuchten wir fast zehn Oberteile, 22 Schlüppis und drei Wechselhosen. Wir schwitzen!

Minimalistisch, was? Dabei gilt Ankes größte Sorge nicht den Krabbeltieren oder den Schlangen im Dickicht. Stattdessen will sie im Dschungel nicht stinken.

Durch das dichte Blätterdach gelangen zwar nicht viele Sonnenstrahlen bis auf den laubbedeckten Boden, doch diese Luftfeuchtigkeit ist schweißtreibend. The struggle is real.

Was tatsächlich am Leib und im Rucksack landet?
Przemek
1 T-Shirt
1 Tanktop
1 Tights (zum Wandern) + 1 kurze Sporthose drüber (Wandern + Schlafen)
1 Badehose
2 Paar Socken
4 Schlüppis
Handtuch
Zahnbürste, Zahnpasta, Kontaktlinsenzeug + Brille

Anke (hat ihr Bestes gegeben und sich (positiv) von den Jungs beeinflussen lassen)
1 T-Shirt von Przemek
1 Top
1 langes Schlafshirt
1 Leggins (zum Wandern)
1 kurze Schlafhose
2 Paar Wandersocken
4 Paar Schlüppis
2 BH’s
Handtuch
1 Badeanzug
Zahnbürste, (Zahnpasta), Kontaktlinsenzeug + Brille, Abschminktücher, Trockenshampoo (jaaaaaa), Haarbürste, Creme

Weiteres
Mückenspray, Sonnencreme, Drybag, Kameraequipment, Shampoo, Blasenpflaster, Toilettenpapier (haben wir jedoch nie benutzt. Später mehr dazu. Wir reden Klartext … und schon wieder dieses Thema … 😀 )

 


DIE ERSTEN METER


Es geht los! Das erste Grün, das wir noch vor unserer Tour im Hostel sehen, ist das der Blutegel-Socken. #realjunglelife und so. Doch dann! Nach einem kurzen Stück entlang der Straße zeigt unser Guide Abdul auf eine Stelle im Gebüsch neben uns „that’s the entrance“. Unser Eingang in den Dschungel. Der Start unseres Abenteuers!!!

Eingang Dschungel
Direkt an der Straße plötzlich unser Eingang in den Dschungel

Schnell umgibt uns das Dickicht. Noch hören wir die Autos der Straße. Für einige Zeit wird ihr Hupen noch zu uns in den Dschungel getragen. Wir halten Ausschau nach Orang Utans. Laufen ein paar Meter, stoppen und beobachten das Geäst über uns. Lauschen auf Rascheln. Suchen Bewegungen. Blicken ins Grün und hoffen, irgendwo Orange zu sehen.

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Irgendwo dort oben verstecken sich die Affen. Wir müssen sie nur finden.

Eine Garantie, dass wir die Menschenaffen hier sehen werden, gibt es nicht. Die Wahrscheinlichkeit in diesem Abschnitt des Dschungels auf Sumatra ist jedoch hoch. Da! Der Baum bewegt sich. Direkt vor uns! Ein Thomas Leaf alias Punky Monkey! UNSER ERSTER AFFE! Er ist so süß!! Und so nah!! Wir sind alle völlig hin und weg <3.

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Zuckersüßer Punky Monkey. Wieso Punky? Schaut euch mal die Frise an.

Wir laufen weiter. Immer wieder stolpern wir über Wurzeln und Steine, während Abdul leichtfüßig durch das Geäst läuft und gleichzeitig die Bäume absucht. Wie macht er das bloß?

Nach wenigen Metern sind wir bereits völlig durchgeschwitzt. Uns läuft’s den Rücken runter und es tropft Schweiß von der Stirn. Oberteil 1 ist nass.

 


EIN BISSCHEN SCHWUND IST IMMER


Wenig später gibt es die erste Verletzte! Anke hat sich eine Blase gelaufen. Diese Wanderschuhe wollen sich einfach nicht einlaufen. Doch sie kennt das schon und ist vorbereitet. Schuhe auf, aus den Blutegel-Socken raus, die bereits nassen Socken abziehen, Blasenpflaster auf beide Hacken drauf. Es werden nicht die letzten auf diesem Trip gewesen sein.

Wir setzen unseren Weg fort und erreichen einen Fluss. Klares Wasser rauscht über helle Steine. An vielen Stellen gerade einmal wadenhoch. Hier geht’s rüber. AUTSCH. Ganz vergessen, wie sehr kleine Steine unter den Fußsohlen piksen können. Ist die Kindheit tatsächlich schon so lange her? Nach dem halben Weg durch das Wasser muss ich an die ausgekippte Lego-Kiste meines Bruders denken. Der zweite Verwundete. Die Steine sind tatsächlich spitz.

Fluss Dschungel
Auch über den Fluss läuft Abdul leichtfüßig, als würde er auf Watte laufen.

 


UNSER CAMP: EINFACH UND PERFEKT


Unsere fünfköpfige Gruppe erreicht unser erstes Camp und wir schauen uns um. Auf drei Feuerstellen stehen schwarze Töpfe, an denen der Rauch des Feuers vorbei nach oben zieht. Jeff, der Lehrling unseres Guides, der mit einem weiteren Lehrling das Camp bereits für uns vorbereitet haben, kniet an einem der Töpfe und behält das Wasser im Blick, das gerade gekocht wird.

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Das abgekochte Wasser hat leider oft nach Rauch geschmeckt. Ugh.

Eines der Zelte, die aus an Ästen befestigten Plastikplanen bestehen, wird unser Schlafplatz für die nächsten drei Nächte sein.

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Unser Schafplatz für die nächsten Nächte. Früher wurden Stoffe als Plane benutzt, doch Plastik ist wasserfest und leichter.

Es ist perfekt!

Um uns herum leuchtet das Grün der Bäume, wir machen es uns auf den Decken in der Mitte des Camps gemütlich und kriegen Kaffee und Tee gereicht.

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Unser Camp im Dschungel. Drei Nächte werden wir im Urwald schlafen.

Während wir die Getränke schlürfen, hören und sehen wir den Fluss ganz nah an unserem Platz vorbei rauschen. Immer. So beruhigend. So angenehm. Wenn wir einschlafen, wenn wir wach werden. Einfach immer.

Schnell schlüpfen wir aus unseren durchgeschwitzten Klamotten raus und werfen uns in den frischen Strom. Es könnte nicht besser sein!

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Die beste Art und Weise sich abzukühlen!

 


KLARTEXT


Stichwort Fluss. Wir haben für diesen Beitrag Klartext versprochen. Also beantworten wir auch meist unausgesprochene Fragen: Wo kann man/frau auf einer viertägigen Trekking-Tour im Dschungel auf Toilette gehen?

Natürlich gibt es hier kein fließend Wasser. Logisch. Auch ein Kompost- oder Plumsklo würde auf Dauer einen unangenehmen Geruch durch den Dschungel wehen lassen. Bleibt nur ein selbst ausgesuchter Platz irgendwo in der Natur.

Das kleine Geschäft? Männer: Easy. Frauen: auch machbar.
Das große Geschäft? Ein Loch graben? Pflanzenblätter nutzen oder Toilettenpapier im Wald hinterlassen, das eine Ewigkeit braucht, um zu verrotten? Lieber nicht. Tja … das Camp befindet sich neben dem Bedarf an frischem Wasser zum (Ab)Kochen aus einem weiteren Grund neben einem Fluss … wir denken, weitere Worte sind nun nicht mehr nötig. Nur noch kurz: Gut, dass die Strömung des Flusses stark genug war …

Ach, unsere Dusche und Waschmaschine für unsere Kleidungsstücke ist der Fluss auch. Das natürlich an einer anderen Stelle 😆.

 


UNSERE ZEIT HIER IST WIE EIN KLEINER TRAUM


Wenn wir uns nicht gerade solche „Probleme“ vor Augen führen, ist es irgendwie surreal, dass wir gerade tatsächlich in Indonesien, auf Sumatra, bei Ketambe im DSCHUNGEL sind und durch das Dickicht wandern, um Orang Utans zu sehen.

Doch es passiert tatsächlich!! Hier sind wir und hocken an einem Hang, mit dem Kopf im Nacken und beobachten Orang Utans, die etwa 20 m von Ast zu Ast schwingen, auf der Suche nach jungen Blättern.

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Unser allererster Orang Utan!
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Da ist er!! Unser erster von 8 Orang Utans!

Wir sind wirklich hier und liegen in heißen Quellen, während Dampfschwaden um uns herum aufsteigen. Indonesier basteln aus kleinen Stöcken Halterungen für ihre Zigaretten, damit sie nicht nass werden, und gesellen sich zu uns. Wir platzieren uns zwischen heißem Wasser, das zwischen heißen Steinen aus dem Boden austritt, und dem kalten Strom, dessen Ursprung irgendwo im Dschungel liegt. Wir genießen es einfach. Vier Stunden lang liegen wir in den Hot Springs, bis unsere Hände und Füße ganz runzelig werden. Und als ob das nicht reichen würde. Nachts gehen noch einmal hin. Die Lehrlinge machen Feuer auf einer Seite des Ufers, wir lauschen dem Knistern und den Geräuschen der Nacht, während wir für zwei weitere Stunden in den Sternenhimmel über uns schauen.

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Wir wollen gar nicht mehr raus aus den heißen Quellen. Tiefentspannend!

Wir schlafen tatsächlich mit dem beständigen Rauschen des Flusses ein. Wachen oft nachts auf, weil Steine sich durch die dünnen Matratzen bohren und der Boden schräg ist. Morgens klettern wir aus dem Zelt und sehen als erstes einen Affen in unseren Vorräten stöbern. Als er entdeckt wird, klettert er auf den Baum und beobachtet uns während wir frühstücken und Karten spielen.

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Erst klaut das Äffchen unsere Vorräte und dann schaut er uns beim Kartenspielen zu. Komm runter kuscheln <3!

Wir schleichen wirklich im Dunkeln durch das Dickicht. Der Weg wird nur erhellt durch unsere Lampen und wenn wir sie ausschalten ist es stockduster. Unsere Sinne sind geschärft. Hören es ganz, ganz leise rascheln und entdecken ein Leuchten. Es sind Pilze!! Wir schalten das Licht wieder ein und laufen langsam weiter. Spinnen kreuzen unseren Weg und ihre Augen leuchten auf, wenn unsere Lichter sie streifen.

Dann blitzt etwas Weißes auf einem Blatt auf. Es ist rund und hat ganz viele Fühler. Was ist es? Eine Polle? Plötzlich bewegt es sich und springt!!!! Es springt??? Was?? So etwas haben wir noch nie gesehen! Unser Guide erklärt uns, das das so etwas wie ein Käfer sei. Ein Käfer? Niemals! Die Natur ist unglaublich!

Bubbles
Es bewegt sich!

 


ERINNERUNGEN


All das ist wirklich passiert. Jetzt wo wir zurückdenken, während wir diesen Artikel schreiben und zur gleichen Zeit den dazugehörigen VLOG fertigstellen, realisieren wir WIRKLICH, dass wir genau DAS erlebt, fotografiert und gefilmt haben.

Und vor allem die Videos holen unsere Erinnerungen wieder hervor. Und auch wenn es viel Arbeit ist, sind wir wieder einmal so froh, dass wir mit den VLOGs begonnen haben und wir unseren Dschungel-Trip so oft wieder erleben können, wie wir wollen.

Ein Gedanke zu „Indonesien: Wie es wirklich ist, vier Tage lang Orang Utans im Dschungel zu suchen

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