Volunteering 3.0. auf einer Ecofarm im Gebüsch bei Matale in der Bergregion Sri Lankas. Zwei Wochen, die unsere Reise in diesem Land – und auch darüber hinaus – extrem geprägt haben. Warum? Die Antwort folgt hier.
Nach unserer Rundreise durch das Zentrum und den Süden Sri Lankas wollen wir wieder für Kost und Logis arbeiten. Zwei Wochen werden wir auf einer Ecofarm irgendwo im Gebüsch bei Matale in einfachsten Verhältnissen leben und unserem Host Jay (Titelbild) dabei helfen, eben diese aufzubauen.
DU FRAGST DICH, WAS GENAU DIESE ECOFARM IST?
Das verrät dir Jay gerne persönlich 🎥↓
DAS HÄTTEN WIR NIE ERWARTET
Als wir unseren zukünftigen Host auf der Plattform www.workaway.info anschrieben, ahnten wir noch nicht, wie sehr dieser Aufenthalt unsere Zeit in Sri Lanka prägen wird. Es war eine so intensive und lehrreiche Zeit, die dazu beiträgt, dass wir das erste Mal auf unserer Reise das Gefühl haben, in einem Land angekommen zu sein.
WARUM? Das haben wir uns auch gefragt und können dir jetzt die Antwort geben:
WIR FÜHLEN DAS ESSEN
Und das meinen wir wortwörtlich! In Sri Lanka wird in der Regel mit den Händen gegessen. Das wussten wir bereits und haben es von Anfang an geübt, aber es war irgendwie immer etwas seltsam. Verstohlen sahen wir uns um, ob wir das auch richtig machen. Vor allem das erste Mal, die Hand in Reis und Soße zu tauchen, lässt uns Besteck-Esser zurückschrecken. Ugh … da wird ja die Hand dreckig …
Probier es selbst mal aus. Ganz heimlich. Bei dir zuhause am Esstisch. Mutige natürlich auch gerne im Restaurant. Wir hätten dann gerne ein Foto über Instagram 😄.

Doch je öfter wir ohne Messer und Gabel essen, desto besser fühlt es sich an. Und das machen wir auf der Ecofarm jeden Tag mehrfach, nachdem wir auf traditionelle Art und Weise – heißt über dem Feuer – gekocht hatten.
TAUSCHEN JETZT FREIWILLIG LÖFFEL GEGEN HAND
Wir essen so oft mit den Händen, dass wir es gar nicht mehr anders wollen. Das wird uns so richtig bewusst, als wir das erste Mal mit den beiden anderen Volunteers Kathie und Simone alleine im Gebüsch sind. Jay ist für zwei Tage in Colombo und wir bereiten die mittlerweile geübten sri-lankischen Gerichte zu. Zunächst landen Löffel auf dem Tisch. Wir greifen zu. Es fühlt sich seltsam an. Das Besteck liegt schwer in unseren Händen und gleichzeitig nagt an uns das Gefühl des Betrugs. Jay und den Zutaten gegenüber.

Mit einem Löffel fühlen wir uns dem Essen so fern. Wir schlingen es schneller runter. Machen uns nicht bewusst, was wir essen. Wie wir essen. Wir legen die Löffel weg und greifen lieber wieder zu. Fassen jedes einzelne Reiskorn an, bevor es in unserem Mund landet.
Was wir sonst noch alles in unserer Woche auf der Ecofarm mit Kathie, Simone, Jay und vielen, vielen Blutegeln erlebt haben, zeigen wir dir im 🎥 WELTREISE VLOG #49: Zwischen Blutegeln im Gebüsch bei Matale.
UNS WIRD WIEDER BEWUSST,
WOHER UNSER ESSEN STAMMT
Nie haben wir so wenige „Fertigprodukte“ gegessen wie hier auf der Ecofarm. Jede Mahlzeit bereiten wir frisch zu und die Zutaten kommen von Marktständen in Matale. Das gilt vor allem für Obst und Gemüse, aber auch für Reis und Gewürze. Wir sehen die Menschen, die für diese Ernte gearbeitet haben, denn vor allem an den kleinen Ständen stehen sie direkt dahinter. Im Supermarkt fehlen diese Gesichter.

Shopping like a Local. Wie so ein Einkaufstrip als „Einheimischer“ aussieht, zeigen wir dir in unserem 🎥 WELTREISE VLOG #51: Einkaufen gehen wie Einheimische mit einem Sri Lanker
Wir kaufen aber nicht nur auf dem Markt ein, wir sind ja auch auf einer Farm und auf dieser Ecofarm gibt es ebenfalls Früchte. Doch leider nicht in diesem Moment. Denn bis auf ein paar Chilis, natürlich viele Curryblätter!!, fünf Guavas und eine Maracuja haben wir nichts geerntet, denn aktuell ist keine Erntesaison (Juni – August).
Trotzdem hat uns Jay so viel über die heimischen Obst- und Gemüsesorten erklärt, dass wir (fast) das Gefühl haben, nichts zu verpassen .. aber auch nur fast. 90 Avocados pro Woche wären schon sehr der Hammer gewesen!

VIELFALT AUF DEM TISCH
Pro Mahlzeit brauchen wir fast zwei Stunden, bis alle Kokosnüsse gespalten und geraspelt sind, bis die Zutaten gemixt werden, das Feuer brennt und die Currys köcheln. So ist das nun einmal, wenn dreimal am Tag warm gegessen wird und meistens mehr als nur Reis und ein Curry auf den Tisch kommt. Und wenn es dann doch kein zweites Curry wird, kommt zumindest zusätzlich ein Teller Kokosnuss-Sambol auf den Tisch.
Übrigens: Egal wie viel Sambol wir machen – es ist einfach nie genug davon da! Wir lieben diese frischen Kokosflocken!

Mittlerweile reist auch ein Coconut-Scraper („Kokosnuss-Reibe“) in unserem Gepäck mit, damit wir unsere Lieblingsgerichte aus unserer Zeit in Matale originalgetreu nachkochen können. Vielleicht verschicken wir ihn noch nach Deutschland – vielleicht geht er auch mit uns auf Weltreise.

KOKOSNUSS IST DAS LEBENSELIXIER DER SRI LANKER
Apropos Kokosnuss. Ohne Kokosnüsse geht nichts in der sri-lankischen Küche, die vor allem auf Currys basiert. Dafür werden tagtäglich im ganzen Land unzählige Kokosnüsse gespalten und zwar – meistens – per Hand!
Und wir wissen jetzt wie’s geht! Und können es auch selbst – mit einem Messer! Das erfordert Übung, Technik und etwas Kraft.
FUN FACT: UNSER KOKOSNUSS-RECORD
Anzahl Schläge auf die ersten Kokosnüsse, die wir auf der Farm gespalten haben:
Przemek 9
| Anke 51!
Anzahl der Schläge nach zwei Wochen:
Przemek 3 (regelmäßig) | Anke 3 (mit viel Glück)

Du willst uns Kokosnüsse spalten sehen und zusätzlich erfahren, wie Tee per Hand hergestellt wird? Dann ist 🎥WELTREISE VLOG #50: So geht’s. Wir stellen selbst Tee her etwas für dich!

WIR HABEN EINFACH GELEBT
Uns war vor unserer Reise schon bewusst, dass wir durch unsere Reiseart (low-budget mit Zimmern i.d.R. <15 Euro pro Nacht) den Wohlfühl-Standard nicht aufrecht erhalten können, den wir in unserer Wohnung in Deutschland haben.
Wir haben während dieser Zeit in Betten geschlafen, die so hart wie der Fußboden waren. Oder sogar auf dem Boden selbst. In kleinen stickigen Zimmer – einmal sogar ohne Fenster – nie wieder! In Bettwäsche, bei denen wir sofort unsere dünnen Seidenschlafsäcke aus den Rucksäcken geholt haben, um nicht drunter schlafen zu müssen. Ohne Kissen. Ohne Bettdecke – eigene Schlafsäcke olé.

Wir haben ohne fließend Wasser gewohnt. Wir hatten „Bäder“ unter freiem Himmel. Löcher im Boden und einen Fluss als Toiletten. Plumsklos ohne Spülung und ohne Toilettenpapier (man lernt entsprechend die bereitgestellten Eimer und „Kellen“ zu benutzen).

Badezimmer mit Duftsteinen, die so sehr stinken, dass sie dir die Nasenschleimhäute wegätzen. Eine abgetrennte Duschkabine haben übrigens wir schon sehr, sehr lange nicht mehr gesehen. Stattdessen hängt der Duschkopf irgendwo in der Ecke des Badezimmers. Unvorstellbar, wenn man an unsere Bäder in der Heimat denkt.

Doch in solchen Zimmern waren wir immer nur für kurze Zeit oder waren so viel unterwegs, dass wir nur zum Schlafen zurück kamen.
NUN 24/7
Dieses Mal lebten wir zwei Wochen 24/7 in einfachen Verhältnissen. Und mit einfach meinen wir wirklich einfach. Dazu noch im Dschungel und das bedeutet allerlei Krabbelgetier.
Unser Zimmer: Wir schlafen auf einer leicht zerfransten Matratze auf dem Boden. Die Kissen riechen muffig. Wir nehmen unsere Klamotten als Kissen. Nach drei Tagen entdecken wir eine tote Maus im Bezug der Matratze. Ugh! Ameisen krabbeln ab und zu über unser Bett. Eine Baby-Maus kommt uns besuchen – zum Glück hat sich Przemek nicht draufgesetzt. Sie hatte sich unter seinem Schlafsack versteckt. Ein Gecko springt Anke nachts ins Gesicht.

Das Dach: Die ersten Tage tropft der Regen durch das Dach in unser Zimmer – und durch viele weitere Löcher in die anderen Räume. Mit einer Plane werden die meisten Löcher notdürftig gestopft, bis die Regenzeit vorbei ist und das Dach neu gedeckt werden kann.
Fließend Wasser: Apropos Regen. Wir haben fließend Wasser in der Küche. Nur kein abfließendes Wasser. Das heißt: Regelmäßig Eimer ausleeren.

Die Toilette: Apropos Ausleeren (haha). Unser Bad besteht aus einem Hockklo. Mit einem Schlauch statt Klopapier. Auf dem Weg zur Toiletten erwarten uns Blutegel – bereit uns anzuspringen.

Die Dusche: Unter freiem Himmel – natürlich kein warmes Wasser – duschen wir hinter dem Haus. Manchmal können wir währenddessen Äffchen beobachten.
Die Küche: Sehr einfach. Mit Ameisen, die regelmäßig über die Arbeitsfläche klettern. Mit Mäusen, die nur nachts über die Arbeitsfläche klettern und ihren Kot auf den Tellern im Regal hinterlassen. Die Küche ohne Kühlschrank. Der Kompost geht an die Äffchen.

KURZ: Wir haben einen Einblick in einfache Lebensumstände in Sri Lanka erhalten. Das bedeutet selbstverständlich nicht, dass jeder so lebt. Doch es gibt abgeschiedene Orte, ärmere kleine Dörfer, wo diese Art und Weise zu Leben üblich ist.
WAS WIR DARAUS GELERNT HABEN?
Wenn wir jetzt einen kurzen Blick in die Wohnungen und Küchen der Menschen und teilweise der Restaurant erhaschen, ist uns das alles nicht mehr so fremd. Wir haben das Gefühl, hinter die Kulissen der Lebensweise der Menschen geblickt zu haben. Wir können die Einblicke, die wir auf unserer weiteren Reise erhaschen, besser einordnen.
Es ist schwer zu beschreiben. Es ist eher ein Gefühl. Das Gefühl irgendwie zu verstehen.
Mit diesem guten Gefühl verlassen wir nach zwei Wochen die Ecofarm und fügen noch ein weiteres Highlight zu unserer Zeit in Sri Lanka dazu. Ein Highlight, dass uns reisen lässt wie die Locals und das uns ebenfalls das Gefühl gibt, Teil dieser Insel zu sein:
WIR WERDEN ZWEI WOCHEN MIT DEM TUK TUK DEN NORDEN ERKUNDEN!
UND WIR FAHREN ES SELBST!
2 Gedanken zu „Sri Lanka: Volunteering, das uns prägt“